Martin Neukamm zeigt in seinem neuen Aufsatz „Die katholische Kirche und das Kreuz mit der Evolution“ mal wieder, dass er, wenn es um biblische Belange geht, kaum Ahnung hat. So schreibt er auf Seite 10:
und die Arten wurden gleichzeitig, am 6. Tag der „Schöpfungswoche“ durch Gottes Wort erschaffen.
So liest man jedoch im Buch Genesis (Einheitsübersetzung):
vierter Tag. 20 Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen.
Fische sind also keine Arten? Oder besser gesagt alles was im Meer lebt? Wie sieht es mit den Vögeln aus? Auch keine Arten?
Auch erweckt er mit dem Ausdruck „Arten“ bei Unwissenden absichtlich den Eindruck, Wort und Wissen würde die Ansicht verteten, dass Gott sämtliche hunderttausende von Arten in der Schöpfungswoche erschaffen hätte. Das Grundtypenkonzept klammert er sicherheitshalber aus. Eine von der AG Evolutionsbiologie häufig gebrauchte Methode.
Genauso typisch ist folgender Satzteil:
führt seit einigen Jahren spürbar zum Erstarken fundamental-christlicher bzw. antievolutionistischer Strömungen
Kritik an der Evolutionstheorie wird eben mal schnell in einen Topf mit religiösen Fundamentalismus geworfen (man zähle mal, wie oft in Neukamms Aufsatz „fundamentalistisch“ oder „Fundamentalismus“ vorkommt) und somit Evolutionsgegner gleich in eine weltanschauliche Ecke gedrängt.
Ebenfalls aus Mangel an Kenntnis der Bibel scheint folgende Passage entstanden zu sein
Obwohl die Vertreter der katholischen Kirche zumeist eine Evolution zugestehen, so können sie doch nicht wirklich zugeben, dass diese ohne göttliche Absichten und Interventionen auskommen kann.
Denn die Aussage der Bibel lassen sich schlicht und einfach nicht mit einem deistischen (und natürlich erst recht nicht mit einem atheistischen) Weltbild in Einklang bringen. Daher findet sich auch im Kompendium zum „Katechismus der Katholischen Kirche“ folgende Passage:
54. Wie hat Gott die Welt erschaffen?
Gott hat die Welt mit Weisheit und Liebe aus freiem Willen erschaffen. Die Welt ist nicht das Ergebnis einer Notwendigkeit, eines blinden Schicksals oder des Zufalls.
Wieso sollten sie auch derartiges „zugeben“? Nur weil Neukamm von einer naturalistischen Evolution persönlich felsenfest überzeugt ist? Nicht wirklich ein schlagkräftiges Argument.
Neukamms Aufsatz bietet einige Stellen, denen widersprochen werden müsste, doch leider fehlt mir wegen meiner Abschlussarbeit die Zeit dies zum jetzigen Zeitpunkt zu tun. Nach dem 16. Juli werde ich mich seinem Text aber ausführlicher widmen. Allerdings sei Neukamm und auch Prof Kutschera ans Herz gelegt, vom Thema Theologie die Finger zu lassen (wer Zeit hat sich dazu eine Meinung zu bilden einfach einmal „Streitpunkt Evolution“ von Kutschera lesen). Oft beschwert man sich (oder nutzt es als Argument gegen Evolutionskritiker), dass es Kreationisten gibt, die keine Biologen sind und sich „erdreisten“ Kritik an der Evolution zu üben. Nach diesem Denken sollten ja dann Chemiker und Pflanzenphysiologen auch die Finger von der Bibel lassen.