Kriegs- und Schwertbringer Jesus

Einleitung
In einem Kommentar auf meinen letzten Beitrag sprach der Autor vom Vers 10,34 des Matthäusevangeliums:

Mt 10,34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

und sagt dazu:

[Dieser Vers] mag einen gläubigen Christen sicher nicht freuen, das kann ich gut verstehen. Aber davor die Augen zu verschliessen ist nicht die Art, sich den Fragen des Lebens und der Welt zu stellen.

Im folgenden Beitrag soll gezeigt werden, dass man vor diesem Vers nicht die Augen verschließen muss (oder ich es tue) und auch zum anderen, dass dieser Vers nicht bedeutet, dass Jesus ankündigte er würde, vergleichbar Mohammed, zum Schwert greifen und seine Jünger in blutige Schlachten führen.

Jesu bildliches Reden
Eines ist sicher jedem Leser des Neuen Testaments aufgefallen: Jesus erzählt viel in Gleichnissen, so dass nicht alles von dem was er sagt wort-wörtlich zu nehmen ist. Also nur, weil er hier bei Matthäus ein Schwert erwähnt, impliziert das nicht automatisch, dass man sich Jesus nun mit dieser Waffe in der Hand vorzustellen hat. Wichtig ist wie bei jedem anderen Bibelvers, dass man ihn in seinem Kontext betrachtet, was zum Beispiel hier veranschaulicht wurde, denn sonst läuft man stets Gefahr absichtlich oder unabsichtlich Cherry Picking zu betreiben. Zuerst einmal soll festgestellt werden, an wen Jesus seine Worte hier richtet. Er steht hier nicht vor einer riesigen Volksmenge, der er verkündet das Schwert zu bringen, sondern spricht zu den Zwölfen:

Mt. 10,1 Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich (…) 2 Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, 3 Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, 4 Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: (…)

Also zu denen, die er Aussenden wird um ihn zu verkündigen. Auch lässt sich im zehnten Kapitel des Evangeliums bereits an den Folgesätzen herauslesen, dass Jesus nicht vorhatte als Kriegsherr aufzutreten:

Mt. 10,34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.

Das Schwert steht hier also nur symbolisch für Zwietracht, Entzweiung, Spaltung. Sicherlich verlangt Jesus hier viel von seinen Aposteln, sehr viel sogar. Er verlangt absoluten Vorrang über alles Weltliche und unbedingte Liebe ihm gegenüber. Eine Liebe, die im Zweifelsfall auch über engste Freunde und Familienmitglieder gestellt werden muss. Sollte also ein Teil einer Familie von Jesu Worten ergriffen sein, ein anderer von ihnen nicht erreicht werden, wird dies zweifelsfrei zu Spannung, Streit und gegebenenfalls zu einer Spaltung innerhalb dieser Familie kommen. Jesus sagt also nicht:

Ich bin nicht gekommen um Frieden zu stiften, sondern Feindschaft und Kriege.

sondern vielmehr:

Mein Kommen bedeutet nicht, dass jetzt sofort überall alles gut wird. Um in mein Reich zu gelangen müsst ihr viel erdulden, so wie ich am Kreuz für euch gelitten habe. Doch eure Belohnung wird groß sein.

Denn im Anschluss an Matthäus 10,34 – 38 gibt er seinen Jüngern auch die große Zusage:

Mt. 10,39 Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

oder wie er es an anderer Stelle formuliert:

Joh 8,12 Als Jesus ein andermal zu ihnen redete, sagte er: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Alle Strapazen der Jünger sollen mit dem Leben bei ihm belohnt werden.

Weitere Bibelstellen
Wie ebenfalls an anderer Stelle besprochen, sollten Bibelverse nicht nur im Kontext des jeweiligen Kapitels/Buches/Evangeliums betrachtet werden, sondern auch im Gesamtzusammenhang der ganzen Bibel. Somit stellt sich die Frage: An welchen anderen Bibelstellen nimmt Jesus noch Bezug auf die Themen Waffen, Krieg, Frieden und wie äußert er sich dort zu ihnen bzw. wie verhält er sich?
Hierzu findet sich ebenfalls im Matthäusevangelium die Aussage Jesu:

Mt 5,9 Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

Also nicht diejenigen, die zum Schwert greifen, sondern gerade diejenigen die vermeiden, dass irgendjemand zum Schwert greift. Im selben Kapitel bei Matthäus tätigt Jesus eine noch viel weitergreifende Aussage:

Mt 5,44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.

welche sicher nicht weiter kommentiert zu werden braucht. Zu guter Letzt sei noch die Verhaftung von Jesus erwähnt, denn sein Verhalten und seine Reden dort sind ebenfalls eindeutig:

Mt. 26,50 Jesus erwiderte ihm: Freund, dazu bist du gekommen? Da gingen sie auf Jesus zu, ergriffen ihn und nahmen ihn fest. 51 Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. 52 Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. 53 Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?

Auch hier geht es um ein Schwert, allerdings im Vergleich zum 10. Kapitel nicht um ein symbolisches, sondern um ein echtes. Jesus steht kurz vor seiner Verhaftung. Ruft er daher seine Jünger jetzt auf das Schwert zu ziehen und die Gegner zu attackieren? Nein ganz im Gegenteil. Er verurteilt die Nutzung des Schwertes selbst zu seiner Verteidigung. Er wendet sich hier trotz der Situation gegen jede Art von Gewalt. Auch Pilatus gegenüber bestätigt er diese Handlung:

Joh 18,36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.

Schlussbemerkung
Der Text in Matthäus 10 ist sicher einer der unbequemeren Texte des Neuen Testamentes. Soweit könnte man dem Autor des Kommentares zustimmen. Allerdings nicht in dem Sinne, wie er oft missbraucht wird um Jesus als einen gewaltbereiten Revoluzzer darzustellen, indem man ihn aus dem Kontext reißt und wörtlich nimmt. Sondern er zeigt wie schwer die Nachfolge Jesu sein kann und fordert die Christen dazu auf diesen Weg trotzdem zu gehen und ihr Kreuz zu tragen. Dies soll aber nicht umsonst sein, denn Jesus verspricht seinen Jüngern das ewige Leben bei ihm und verheißt ihnen, dass sie für all die irdischen Leiden entschädigt werden denn ihr Lohn im Himmel wird groß sein (Lk 6,23).

Ein Gedanke zu „Kriegs- und Schwertbringer Jesus

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