Das Lexikon der biblischen Irrtümer entdeckt im Abschnitt mit dem Titel „Abschalom: Vierfacher Vater ohne Kinder“ für sich einen Widerspruch in der Bibel. Es würde zum einen behauptet, Abschalom habe vier Kinder und eine andere Stelle sage aus, dass er keine habe. Es ist zu lesen:
Wie viele Kinder hatte der Königssohn [Abschalom]? Es waren vier, sagt die Bibel. Er hatte überhaupt keine Kinder, sagt die Bibel auch. Der Widerspruch ist offensichtlich! (S. 15)
Dabei wird auf die folgenden beiden Passagen aus dem zweiten Buch Samuel Bezug genommen:
27 Drei Söhne wurden Abschalom geboren und eine Tochter namens Tamar; sie wurde eine Frau von großer Schönheit. (2. Samuel 14)
18 Abschalom hatte sich schon zu Lebzeiten den Gedenkstein, der jetzt im Königstal steht, herbeischaffen und für sich aufstellen lassen; denn er sagte sich: Ich habe keinen Sohn, der meinen Namen im Gedächtnis (der Menschen) halten würde. Er benannte den Stein nach seinem Namen; deshalb heißt er bis zum heutigen Tag «Abschaloms Hand» (2. Samuel 18)
Widerspricht sich die Bibel wirklich innerhalb des gleichen Buches in nur vier Kapiteln wirklich selbst?
Zuerst zur Rahmenhandlung. Abschalom ist einer der Söhne Davids. Dieser versucht auf Grund eines Konfliktes innerhalb der Großfamilie seinen Vater zu stürzen und stirbt schließlich bei einer Schlacht mit den Truppen Davids. Wie Kapitel 14 berichtet hatte er drei Söhne und seine Tochter Tamar. Das 18. Kapitel ist das Kapitel, das über den Tod Abschaloms berichtet:
14 Joab erwiderte: Ich kann mich nicht noch länger mit dir aufhalten. Und er nahm drei Spieße in die Hand und stieß sie Abschalom, der noch lebend an der Eiche hing, ins Herz. 15 Die zehn Waffenträger Joabs umringten Abschalom und schlugen ihn tot. 16 Dann ließ Joab das Widderhorn blasen und die Krieger hörten auf, die Israeliten zu verfolgen, weil Joab ihnen Einhalt gebot. 17 Sie nahmen Abschalom und warfen ihn im Wald in eine tiefe Grube und errichteten über ihm einen riesigen Steinhaufen. Alle Israeliten aber flohen, jeder in sein Zelt. (2. Samuel 18)
Auf diese Stelle folgt der vom Lexikon der biblischen Irrtümer zitierte Vers:
18 Abschalom hatte sich schon zu Lebzeiten den Gedenkstein, der jetzt im Königstal steht, herbeischaffen und für sich aufstellen lassen; denn er sagte sich: Ich habe keinen Sohn, der meinen Namen im Gedächtnis (der Menschen) halten würde. Er benannte den Stein nach seinem Namen; deshalb heißt er bis zum heutigen Tag «Abschaloms Hand» (2. Samuel 18)
Hier liegt also eindeutig ein Rückblick auf Abschaloms Leben vor. Dieser Rückblick geht in die Zeit zurück, in der Abschalom noch keine Kinder hatte. Damals sagte er sich diese Sätze und später wurde ihm dann doch das Vaterglück zu Teil. Die biblischen Berichte sind größtenteils von Rückgriffen und Ausblicken durchzogen, so dass nicht zwangsläufig das, was nacheinander geschrieben steht, auch in chronologischer Reihenfolge passierte. So auch hier. Die zeitliche Abfolge ist:
- Abschalom errichtet die Säule, da er keine Kinder hat.
- Die vier Kinder werden geboren.
- Abschalom wird getötet
Fazit
Hier liegt kein Widerspruch vor. Aus dem Zusammenhang gerissen mögen die beiden Verse den Eindruck erwecken, als widerspräche sich der biblische Bericht, doch im Kontext betrachtet findet sich in den Kapitel 13 – 18 des zweiten Buch Samuels eine schlüssige Beschreibung von Abschaloms Leben.